Rückkehr
Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wächst die Einsicht, dass auch Beutegreifer wichtige Bestandteile einer Lebensgemeinschaft sind und ihre Existenzberechtigung haben. Beutetierbestände profitieren letztlich von der Anwesenheit ihrer "Fressfeinde", denn diese tragen zu deren Gesunderhaltung und Vitalität bei. Zudem wird es verstärkt als Verpflichtung gesehen, die Schöpfung weltweit wie auch in der heimischen Umgebung zu bewahren. Mehr und mehr Menschen spüren die Faszination, die von einem so seltenen, geheimnisvollen und schönen Tier wie dem Luchs ausgeht.
So bemühte sich eine ganze Reihe von Ländern, Luchse wieder einzubürgern. Nach erfolgversprechenden Auswilderungen von Karpaten-Luchsen in Slowenien und in Böhmen fand dies seit 1970 auch in der Schweiz und in den Vogesen statt - allerdings mit unterschiedlichem Erfolg.
Auch ein Wiedereinbürgerungsprojekt im Harz, wo Gehegeluchse ab dem Jahr 2000 ausgesetzt wurden, verläuft erfolgreich. Der Bayerische Wald wurde von Böhmen aus wiederbesiedelt. Vom Harz wanderten einige Tiere bis nach Nordhessen, möglicherweise sogar bis in die Eifel. Im Pfälzer Wald fand von 2016 bis 2020 ein Wiederansiedelungsprojekt statt, beim dem 20 Luchse aus der Schweiz und der Slowakei umgesiedelt wurden. Auch dieses Projekt kann als erfolgreich bezeichnet werden, hat das Monitoring doch bis 2021 mindestens 18 Jungtiere, die im deutsch-französischen Biosphärenreservat Pfälzerwald - Nordvogesen geboren wurden, nachweisen können. Vereinzelte Luchsbeobachtungen gibt es auch im bayerischen Alpenraum. Diese Tiere stammen vermutlich aus slowenischen oder schweizerischen Wiederansiedlungen.
Somit stammen alle Luchse Mitteleuropas aus Wiederansiedlungsprojekten, die meist trotz anfänglicher Widerstände und des Risikos illegaler Abschüsse durchgeführt worden sind. Wo diese sich in Grenzen halten ließen, hat der Luchs bewiesen, dass er sich in unserer Kulturlandschaft durchaus zurechtfindet. Verluste gibt es vor allem auf Straßen und Schienen, mehr noch durch die rechtswidrige Bejagung.