Der Luchs in Baden-Württemberg
Dank ausgedehnter Wälder und dichter Wildbestände gibt es für den Luchs in Baden-Württemberg mehrere Regionen mit geeigneten Lebensräumen. Dies beweisen wissenschaftliche Untersuchungen und Vergleiche mit anderen Luchsvorkommen etwa in den Vogesen oder dem Schweizer Jura.
Entscheidend für eine dauerhafte Rückkehr des Luchses ist neben der Vernetzung mit anderen Luchsvorkommen allein, dass der Mensch ihm wieder einen Platz in seiner Nähe zugesteht.
Seit den 1980er Jahren gibt es immer wieder vereinzelte Hinweise auf die Anwesenheit von Luchsen in Baden-Württemberg. Erstmals am 31.12.1988 wurde auf der Rheintalautobahn bei Bad Krozingen ein Luchs überfahren. Im Jahr 2000 gelang einem Hobbyfotografen in der Feldberg-Region per Zufall die Aufnahme eines Luchses mit der Kamera. Mehrfach mittels Fotofallen dokumentiert wurde der "Donautal-Luchs", der von 2005 bis 2006 bei Beuron lebte, ehe er - vermutlich auf Partnersuche - auf der Autobahn bei Laichingen in der Neujahrsnacht 2007 überfahren wurde. Im März 2013 wurde im östlichen Südschwarzwald erneut ein Luchs gesichtet und vom Beobachter fotografiert. Das junge Luchsmännchen wurde jedoch bereits kurze Zeit später tot aufgefunden. Es war an einer schwerer Krankheit gestorben. Seit 2015 sind mehrere Luchse in Baden-Württemberg nachgewiesen, allesamt jedoch Männchen (bis auf eine Ausnahme). Alle aktuellen Informationen finden Sie auf unserer Website unter "FAQ".
Bis heute konnten im Rahmen des Luchs-Monitorings immer wieder verschiedene Luchsnachweise (Beobachtungen, Spuren, Reste gerissener Tiere) erbracht und von den Experten bestätigt werden. Die Herkunft der beobachteten Luchse ist ungewiss. Vermutlich stammen sie aus dem benachbarten Schweizer Jura oder aus Luchsvorkommen in den Alpen. Auch die illegale Freilassung von Gehegetieren ist nicht auszuschließen.
Dabei handelt es sich aber ausschließlich um den Nachweis von Einzeltieren, zumeist Männchen, die nach einiger Zeit wieder weiterziehen. Bis heute spricht in Baden-Württemberg noch nichts für eine gesicherte Population.
Die Luchsexperten sind sich einig in ihrer Einschätzung, dass eine natürliche Wiederbesiedelung Baden-Württembergs aus dem Jura oder aus den Vogesen extrem unwahrscheinlich ist. Gründe sind der dort recht geringe Populationsdruck, die dazwischen liegenden Siedlungs- und Verkehrsbarrieren sowie die Tendenz des Luchses, sich in der Nachbarschaft von anderen Luchsen anzusiedeln.
Wer bei uns "ja" zum Luchs sagt, muss somit auch die aktive Wiederansiedlung wollen. Die Luchs-Initiative Baden-Württemberg setzt sich daher seit vielen Jahren für ein wissenschaftlich begleitetes Wiedereinbürgerungsprojekt ein. Ein Erfolg blieb allerdings bisher aus, da immer noch zu viele Vorbehalte gegen die Rückkehr des Luchses bestehen.
Um die erforderliche Akzeptanz zu verbessern, hat das zuständige Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg im Jahr 2004 eine Arbeitsgruppe "Luchs" (seit 2018 AG "Luchs & Wolf") eingerichtet, in der sich die Verbandsvertreter der Jäger, Bauern, Naturschützer, Wissenschaftler, der Naturparke und der Luchs-Initiative um Annäherung der jeweiligen Standpunkte bemühen.
Aktuelles zum Luchs in Baden-Württemberg 2023
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hatte das Vorhaben einer Bestandesstützung Luchs 2021 im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Am 3. März 2023 fand dann die Kick-off-Veranstaltung zum Projekt "Bestandesstützung Luchs in Baden-Württemberg" statt. In den kommenden vier Jahren sollen bis zu zehn vorrangig weibliche Luchse in geeigneten Gebieten des Landes angesiedelt werden, um eine möglichst stabile Population in Baden-Württemberg zu erhalten. Durchgeführt wird das Projekt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in enger Kooperation mit dem Landesjagdverband BW, dem WWF und dem Zoo Karlsruhe sowie unter Einbeziehung der AG Luchs und Wolf.