FAQ
Hier finden Sie eine Zusammenstellung der am häufigsten gestellten Fragen zum Luchs - und Antworten.
Wir freuen uns auch über neue Fragen - nehmen Sie hier Kontakt zu uns auf!
Viele weitere Infos und schöne Fotos rund um den Luchs finden sich auf unserer Website.
Nachweise für die im Folgenden gegebenen Antworten finden sich auf unsere Website in der angegebenen Literatur bzw. den genannten Onlinequellen. Dank geht besonders an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) für ihre Auskünfte!
Ist der Luchs schon zurück im Schwarzwald?
Nachdem der Luchs in Baden-Württemberg im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde, gibt es seit den 1980er Jahren immer wieder vereinzelte Hinweise auf die Anwesenheit von Luchsen im Land, seit 2015 halten sich einige männliche Luchse v. a. im Schwarzwald und im Donautal auf. Diese sind aus der Schweiz zugewandert. Dabei handelt es sich bisher ausschließlich um den Nachweis von männlichen Einzeltieren. Luchs-Weibchen zeigen ein deutlich zurückhaltenderes Ausbreitungsverhalten als die Männchen und queren die zahlreichen Barrieren am Hochrhein bislang nicht (bis auf eine Ausnahme). Bis heute gibt es in Baden-Württemberg keine Luchspopulation. Deshalb hat sich das zuständige Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) im Jahr 2023 (Startschuss 3. März) für ein Bestandesstützungsprojekt ausgesprochen, die wissenschaftliche Begleitung übernimmt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die Auswilderung von einigen weiblichen Luchsen soll in den kommenden Jahren in geeigneten Gebieten des Landes stattfinden und zu einer stabilen Population führen. Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg, dem WWF und dem Zoo Karlsruhe sowie unter Einbeziehung der AG Luchs & Wolf durchgeführt.
Warum sollte der Luchs in Baden-Württemberg überhaupt wieder angesiedelt werden?
Der Luchs ist Teil des europäischen Naturerbes. Die Wiederbesiedelung Mitteleuropas durch den Luchs ist ein vorrangiges Ziel des europäischen Artenschutzes, wobei Baden-Württemberg eine wichtige Trittsteinfunktion erfüllt, indem es umliegende Luchsvorkommen miteinander verbinden kann. Zum Artenschutz gehört in Deutschland nach dem Naturschutzgesetz auch die Wiederansiedlung vom Menschen verdrängter oder in ihrem Bestand bedrohter Tierarten an geeigneten Lebensstätten ihres natürlichen Verbreitungsgebietes.
Ist der Luchs gefährlich für den Menschen?
Luchse sind zwar sehr aufmerksame und neugierige Tiere, aber sie meiden den Menschen. Scheu sind sie eigentlich nicht, vielmehr unsichtbar“ für uns (man spricht auch von "heimlich"). Sie jagen vor allem in der Dämmerung, und tagsüber sind sie durch ihr Fell hervorragend an ihren Lebensraum Wald angepasst.
So bemerkt ein Luchs Menschen zuerst, beobachtet sie und zieht sich irgendwann zurück.
Nehmen Sie eine Luchs-Beobachtung wie einen Sechser im Lotto!
Angriffe von Luchsen auf Menschen sind extrem selten. Eine Ursache kann eine Tollwutinfektion des Tieres sein; allerdings sind Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Spanien, Großbritannien, die Schweiz, die Niederlande, die skandinavischen Länder (Quelle: Robert-Koch-Institut) tollwutfrei. Ansonsten sind Menschen nur unter besonderen Umständen, vor allem beim Einfangen von Tieren, verletzt worden. Auch (unbeabsichtigtes) Fehlverhalten (z. B. In-die-Enge-Treiben, Fluchtweg abschneiden) durch den Menschen kann zu Gegenwehr führen.
Ist der Mensch gefährlich für den Luchs?
Ja, sogar sehr: Immer wieder kommen Luchse durch den Straßenverkehr zu Tode. Und da der Luchs von manchen als Konkurrent um Jagdbeute angesehen wird, gibt es hin und wieder auch – illegale – Abschüsse.
Ist der Luchs gefährlich für Nutztiere wie Schafe oder Ziegen?
Grundnahrung des Luchses in unseren Breiten ist das Reh, aber auch andere Wildtiere wie Füchse, Gämsen, Marder oder Mäuse.
Langjährige Beobachtungen aus der Schweiz zeigen, dass nur sehr wenige Luchse sich an Haustieren vergreifen, auch wenn die Experten bis heute nicht wissen, warum dies so ist.
Falls einmal ein Nutztier nachweislich von einem Luchs gerissen wird, gibt es dafür in Baden-Württemberg einen Ausgleichsfonds, der den Landwirten schnelle und unbürokratische Hilfe zusichert.
Wenn der Luchs mit Vorliebe Rehe frisst: Wird er so nicht zum Konkurrenten der Jäger?
In Mitteleuropa stellt das Reh die Grundnahrung des Luchses dar. Ein Luchs jagt allerdings auf sehr viel größerer Fläche, als es ein Jäger tut. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen Luchsrevier haben 40 bis 50 Jagdreviere für den Menschen Platz. Und auf dieser großen Fläche gibt es viel mehr Rehe, als menschliche und tierische Jäger zusammen erlegen könnten.
Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass auch der Fuchs einen nicht zu vernachlässigenden Anteil in der Luchs-Nahrung ausmacht.
Wozu dienen beim Luchs die Pinsel an den Ohren?
Die genaue Rolle der langen Haare an den Ohren des Luchses ist bis heute nicht sicher bekannt. Auffällig ist, dass alle anderen Katzenarten ohne diese Pinsel auskommen.
Vermutungen zur Rolle der Pinsel lauten: Schall, Wind-Sensoren, innerartliche Kommunikation. Jedoch ist keine dieser Vermutungen wissenschaftlich nachgewiesen!
Generell gilt: Nicht jedes Merkmal muss einen tatsächlichen Zweck erfüllen! Es kann sich auch im Laufe der Evolution gehalten haben, da dadurch kein Nachteil entsteht.
Wozu hat der Luchs einen so auffälligen Backenbart?
Der Backenbart des Luchses sieht tatsächlich aus wie eine kleine Mähne. Dieser kann aufgeplustert werden.
Bis heute ist ungeklärt, ob er etwa als Schalltrichter dient, um Schallwellen noch besser zum Ohr zu leiten. Möglich ist auch, dass der aufgeplusterte Backenbart Rivalen als Warnung dient.
Generell gilt: Nicht jedes Merkmal muss einen tatsächlichen Zweck erfüllen! Es kann sich auch im Laufe der Evolution gehalten haben, da dadurch kein Nachteil entsteht.
Warum hat der Luchs so einen auffällig kurzen Schwanz?
Man weiß bisher nicht, warum der Luchs einen so kurzen Schwanz hat.
Generell gilt: Nicht jedes Merkmal muss einen tatsächlichen Zweck erfüllen! Es kann sich auch im Laufe der Evolution gehalten haben, da dadurch kein Nachteil entsteht.
Ein langer Schwanz bringt Vorteile, wenn man z. B. wie der Gepard sehr schnell rennen muss, oder wenn man – wie manche Affen – den Schwanz im Sprung zur Steuerung braucht. Und dies sind beides keine Eigenschaften des Luchses.
Das Auerwild im Schwarzwald ist vom Aussterben bedroht. Frisst der Luchs nicht auch gerne Auerhühner?
Der Luchs wird ein Auerhuhn, das ihm begegnet, sicher nicht verschmähen. Aber zum einen ist die Chance nicht sehr groß, da beide sehr selten vorkommen. Und zum anderen frisst der Luchs auch viele Füchse, die ihrerseits in einer sehr viel höheren Dichte als der Luchs vorkommen und dadurch eine tatsächliche Gefahr für Auerhühner darstellen.
Wie können Experten feststellen, ob und ggf. wie viele Luchse es gibt?
Die Wissenschaftler (in Baden-Württemberg ist dies die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg, siehe unter "Was tun, wenn ich einen Luchs gesehen habe?") sind dankbar für jede Sichtungsmeldung. Neben der konkreten Beobachtung können dies auch andere Nachweismöglichkeiten wie Spuren, Risse, Kot, Haare oder der Ruf des Luchses sein.
Zur Dokumentation von Luchsvorkommen oder anderen Wildtieren hängen die Experten auch so genannte Fotofallen an Bäumen oder Pfosten auf. Dies sind Kameras, die auf Wärme reagieren und auslösen, wenn sich ein Lebewesen in der Nähe bewegt. Neben Wildtieren können also auch Schneeschuhwanderer, Hunde etc. in die „Falle“ tappen.
Die tatsächliche Zahl an Luchsen in einer Region zu ermitteln, erfordert einen langfristigen Einsatz von vielen Fotofallen.
Darf der Luchs bei uns gejagt werden?
Der Luchs unterliegt in Deutschland dem Jagdrecht, ist dort aber ganzjährig streng geschützt.
- In Baden-Württemberg steht er auf der Roten Liste, Kategorie 0, d. h. ausgestorben oder verschollen.
- In Deutschland steht er ebenfalls auf der Roten Liste, Kategorie 2, d. h. stark gefährdet (Rote Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands, BfN 1998).
- Nach dem Bundesjagdgesetz (BJagdG) gilt für den Luchs die ganzjährige Schonzeit.
- Auch in anderen Gesetzen, Richtlinien und Verordnungen ist der Luchs aufgeführt, mit dem Ziel, ihn zu schützen und zu fördern. Dies sind das Bundesnaturschutzgesetz (§§ 39 ff. BNatschG) und das Landesnaturschutzgesetz Baden-Württembergs (§§ 27 ff. LNatschG), das Zielartenkonzept des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR), die FFH-Richtlinie (92/43/EWG, Anhang II und IV), die Europäische Artenschutzverordnung (EG 338/97, Anhang A), die Berner Konvention (Anhang III) sowie das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of the Wild Fauna and Flora) (Anhang II)
In der Schweiz wird nur in den sehr seltenen Fällen, in denen ein Luchs sich als „Problemluchs“ (so genannter Schad-Luchs) auf Haustiere wie Ziegen oder Schafe spezialisiert hat, jagdlich eingegriffen und dieser Luchs ggf. getötet. Durch diese Maßnahme soll vermieden werden, dass die Akzeptanz der Landwirte gegenüber Luchsen aufgrund des Problemverhaltens eines einzigen Luchses gefährdet wird.
Eine solche Regelung wird für Baden-Württemberg ebenfalls diskutiert.
Würde ein Luchs meinen frei laufenden Hund bei einem Spaziergang im Wald angreifen?
Vorab: Ob ein Hund unangeleint im Wald umherlaufen darf, hängt grundsätzlich vom Landeswaldgesetz des jeweiligen Bundeslandes ab.
In Baden-Württemberg gilt, anders als z. B. in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern, dass sich Hunde ohne Leine und ohne Einschränkung frei im Wald bewegen dürfen. Entscheidend ist aber, dass der Hundebesitzer sein Tier sicher unter Kontrolle hat.
Es hat bereits Fälle gegeben, dass ein Luchs seine Beute mit Tatzenhieben gegen einen sich nähernden Hund verteidigt hat. Auch eine Luchsin mit Jungen würde sicher versuchen, einen Hund zu vertreiben – dieses Verhalten gegenüber Hunden ist aber auch bei Wildschwein-Bachen mit Frischlingen zu erwarten.
Warum will man bei uns den Luchs wiederansiedeln und wartet nicht einfach, bis er von alleine wiederkommt?
Junge Luchse können auf der Suche nach einem freien Revier durchaus große Strecken zurücklegen. Dabei überwinden aber nur wenige Tiere waldfreie oder dichte besiedelte Gebiete. Und alle Luchse scheinen es – im Gegensatz zum Wolf – zu bevorzugen, sich in der Nachbarschaft von Artgenossen niederzulassen.
Aus diesem Grund stammen alle heutigen Luchse Mitteleuropas aus Wiederansiedelungsprojekten. Beispiele sind Slowenien, Böhmen, die Schweiz, die Vogesen oder der Harz. Von dort haben die Tiere angefangen, auch andere, nah angrenzende Gebiete zu besiedeln, so den Bayerischen Wald oder Teile Nordhessens.
Für Baden-Württemberg sind sich die Experten einig, dass eine natürliche Wiederbesiedelung aus dem Jura oder den Vogesen extrem unwahrscheinlich ist. Gründe sind der dort recht geringe Populationsdruck, die dazwischen liegenden Siedlungs- und Verkehrsbarrieren sowie die Tendenz der Luchse, sich in der Nachbarschaft von Luchsen anzusiedeln. Zudem sind die weiblichen Luchse im Vergleich zu den Männchen sehr viel zurückhaltender in der Überwindung von Barrieren oder ungeeigneten Habitaten, wie dies zum Beispiel das Hochrheintal für viele Wildtiere darstellt.
Für eine erfolgreiche Wiedereinbürgerung ist aber vor allem auch die Akzeptanz in der Bevölkerung Voraussetzung.
So setzt sich die Luchs-Initiative Baden-Württemberg e. V. seit vielen Jahren für die wissenschaftlich begleitete Wiederansiedlung des Luchses in Südwestdeutschland ein. Auch die vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) gegründete AG Luchs soll dazu beitragen, die erforderliche Akzeptanz zu verbessern. Dort bemühen sich Verbandsvertreter der Jäger, Bauern, Naturschützer, Wissenschaftler und der Luchs-Initiative um Annäherung der jeweiligen Standpunkte.
Gibt es aktuell ein Wiederansiedelungsprojekt in Deutschland?
Ja, in Rheinland-Pfalz. Im Rahmen des „Luchsprojekts Pfälzerwald / Vosges du Nord“ werden zwischen 2016 und 2020 insgesamt 20 Luchse aus der Schweiz und der Slowakei ausgewildert. Das Projekt ist auf einem guten Weg, gibt es doch bereits in den ersten zweiten Jahren nach Startschuss Nachwuchs unter den Luchsen.
Alle Informationen finden Sie unter Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz.
Was tun, wenn ich einen Luchs gesehen habe?
Zunächst gilt: Bleiben Sie ruhig und genießen Sie den seltenen Anblick!
Bitte melden Sie Ihre Beobachtung zeitnah (d. h. möglichst noch am selben Tag) an:
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Abteilung Waldnaturschutz
Arbeitsbereich Wildtierökologie
Tel: 0761 4018-274
E-Mail:
Dies gilt auch, wenn Sie auf Hinweise wie Spuren und Risse gestoßen sind. Machen Sie wenn möglich Fotos von Ihrer Beobachtung, bei Spuren mit Größenvergleich! Zudem sollte an der Fundstelle nichts verändert werden.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Ist der Luchs bandwurmanfällig wie der Fuchs?
Hauskatzen (und damit möglicherweise andere Katzen wie der Luchs) gelten als "schlechte" Wirte für den Bandwurm (Echinococcus). Beispielsweise in der Schweiz werden Luchse systematisch auf Parasiten untersucht. Bisher wurde der Bandwurm dabei nicht nachgewiesen, obwohl der kleine Fuchsbandwurm in der Schweiz sehr verbreitet ist.
Könnte der Luchs den in den letzten Jahren erheblich gestiegenen Wildschweinbestand regulieren?
Nachgewiesen ist, dass sich der Luchs in unseren Breiten hauptsächlich von Rehen ernährt, aber auch Füchse, Gämsen, Marder oder Mäuse fängt.
Da ein Luchs auf einer sehr viel größeren Fläche jagt, als dies ein Jäger tut, übt er selbst auf die Rehpopulation in einem Revier nur einen geringen Einfluss aus (auch wenn dies immer wieder unterstellt wird), zumal die Wilddichten in unseren Wäldern sehr viel höher sind, als man sich das gemeinhin vorstellt.
Ausgewachsene Wildschweine wird der Luchs eher meiden als diesen aufzulauern, allenfalls erlegt er vielleicht einmal einen Frischling. Luchse werden also sicher nicht zur Regulierung des in den letzten Jahren erheblich gestiegenen Wildschweinbestandes beitragen.
Wie kommt es zu den Namensgebungen (z. B. B 600) bei Luchsen?
Die Namensgebung erfolgt ganz pragmatisch danach, welche Seiten des Tieres bekannt sind (wichtig für die Identifikation anhand der Fellzeichnung): B = Beide Seiten bekannt, R = nur Rechte Seite bekannt, L = nur Linke Seite bekannt. Richtige Namen (Tello, Friedl etc.) bekommen nur besenderte Luchse.