Jagdverhalten des Luchs
Der Luchs ist kein Hetzjäger wie der Wolf, sondern er pirscht sich bis auf wenige Meter an seine Beute heran. Er tötet das überraschte Tier meist ohne langen Kampf durch einen Biss in die untere Halspartie. Seine Beute frisst er von hinten nach vorne fast vollständig auf und kehrt dazu mehrmals zum Riss zurück. Den Kadaver versteckt er gewöhnlich unter Laub, um Aasfresser abzuhalten.
Damit seine Jagdstrategie aufgeht, verweilt er nur selten länger an einem Ort: Seine Beutetiere würden sonst zu viel „Luchserfahrung“ sammeln. Zwischen den einzelnen Rissen legt er daher oft weite Strecken zurück.
Hauptbeutetiere des Luchses in Mitteleuropa sind Rehe und Gämsen, er jagt aber auch verschiedene andere Tiere wie Füchse, Hasen und Marder oder ausnahmsweise sogar Hirschkälber. Ein erwachsener Luchs benötigt pro Tag 1 bis 2 kg Fleisch, pro Woche also etwa ein Reh.
Seinen Jahresbedarf von ca. 50 Rehen holt sich der Luchs in einem riesigen Jagdrevier. In Baden-Württemberg leben auf einer vergleichbaren Fläche weit mehr als 1.000 Rehe. Der Einfluss des Luchses auf die Beutetierbestände wäre daher sehr gering.
Für einen Jäger ist der Luchs folglich kaum ein Konkurrent; er kann allenfalls dazu beitragen, unnatürliche Wildkonzentrationen zu sprengen. Dadurch können örtlich sogar die Verbiss-Schäden an jungen Waldbäumen zurückgehen.
Unaufmerksame Tiere werden leichter zur Beute des Luchses. Somit sortiert der Luchs durch sein Jagdverhalten weniger überlebensfähige Tiere aus.
Auch wenn der Luchs Wildtiere bevorzugt, reißt er doch hin und wieder auch Nutztiere wie Schafe oder Ziegen. In solchen Fällen bedarf es einer raschen Feststellung des Schadens und einer unbürokratischen Entschädigungsregelung. In Baden-Württemberg gibt es dazu einen so genannten Ausgleichsfonds. Übergriffe auf Nutztiere in Baden-Württemberg sind allerdings bis heute nicht bestätigt.